Es lief die 56. Minute, als Soichiro Kozuki den Ball am Strafraum von Michael Frey durchgesteckt bekam. Der Japaner drehte sich mit einer geschickten Körperdrehung zwischen zwei Leipziger Abwehrspieler hindurch und versenkte den Ball im Tor der Gäste.
Ein kurzer Moment, der nach Fußball aussah. Und so ziemlich der erste bis dahin in der so bitteren Partie für den FC Schalke 04 gegen RB Leipzig, die mit 1:6 endete. Und einer der ganz wenigen Momente überhaupt, die Hoffnung machten. Denn Kozuki war bei seinem Bundesliga-Heimspieldebüt in der Schalker Arena so ziemlich der einzige Silberstreif am ansonsten rabenschwarzen Horizont.
Das sah auch Schalkes Trainer Thomas Reis so. „Es freut mich für Kozuki, dass er sich für seine Leistung belohnt hat, weil er einer der wenigen Lichtblicke war“, sagte der S04-Trainer über den jungen Japaner nach seinem überhaupt erst zweiten Bundesligaspiel.
Einer, der die Entwicklung seines ehemaligen Spielers natürlich auch weiter verfolgt, ist Jakob Fimpel, sein ehemaliger Trainer bei der U23. Er war bei der 1:6-Niederlage in der Arena und hat vor dem Spiel über Kozuki gesprochen. Und hat dabei verraten, dass der 22-Jährige beinahe gar nicht bei den Königsblauen gelandet wäre.
Denn nachdem er im erst im Januar 2022 aus Japan zum 1. FC Düren gewechselt war, schien es bei den Knappen zunächst gar nicht zu funktionieren mit einer Verpflichtung. „Bei 'So' hat es sich erstmal ganz lange hingezogen“, verriet Fimpel im Stadion-Vorprogramm. „Er kam im Sommer aus Düren und dann war lange offen, ob wir ihn noch dazunehmen können oder nicht. Denn der Kader war eigentlich schon fast zu voll.“
Schließlich habe man sich wegen der Fähigkeiten des offensiven Flügelspielers dennoch im Sommer für eine Verpflichtung für die U23 entschieden. Inzwischen hat er einen Profivertrag unterschrieben. „Der Junge ist einfach Wahnsinn“, sagte Fimpel. „Er hat sich dann da reingebissen. Er war lange in dem Status Probetraining. Andere wären vielleicht schon woanders hingegangen. Aber er hat sich sofort von Anfang an wohlgefühlt. Ohne Sprachkenntnisse.“
Und was macht ihn so besonders? „Was ihn auszeichnet, ist sein absoluter Biss, sein Ehrgeiz. Aber auch seine fußballerischen Fähigkeiten, die er mitbringt. Er ist zielstrebig, weiß und spielt mit seinen Stärken, ist total unbekümmert.“ In der Regionalliga traf er in 14 Spielen acht Mal. Den erhofften ersten Bundesliga-Treffer bekam Fimpel am Dienstagabend zu sehen. Es war allerdings beim Zwischenstand von 1:4 ein eher bitterer.